Der menschliche Körper im Raum
Bremer Künstlerin Kristin Baitis
in der Klostermühle
Sie selber spricht über ihre Bilder von einer „Standverlängerung",
einem Begriff aus der Filmherstellung.„Wenn der Film anhält, gibt
es ein Standbild mit scharfen Konturen und verschwommenen Ebenen",
erklärt die Bremer Künstlerin Kristin Baitis. FOTO: UDO MEISSNER
Von unserer Mitarbeiterin Karin
Neukirchen-Stratmann
HEILIGENBERG. Einen Querschnitt
ihrer 13-jährigen Schaffensperiode zeigt die Bremer Malerin Kristin
Baitis derzeit in der Galerie der Klostermühle Heiligenberg. Die
Ausstellung hat der Kunstverein ART-Projekt e.V. initiiert und
Vorsitzender Gert Schröder begrüßte rund ein Dutzend Gäste zur
Vernissage am Sonntagabend.
„Nach vier Ausstellungen hintereinander
von Männern kann ich heute die Ausstellung einer Frau eröffnen",
begann der Vorsitzende seine kurze Laudatio. „Ich schätze, es
ist die beste Ausstellung in dieser Folge", sparte Gert Schröder
nicht mit Lob. Die 42-jährige Kristin Baitis malt professionell
seit 1993. Spaß an der Malerei entwickelte sie jedoch schon früher.
„Wie das oft so ist, als Jugendliche", erzählt sie.
Sie studierte Kunst in Bremen,
lernte dort ihren jetzigen Stil zu entwickeln. Alle Bilder der
Künstlerin zeigen eine klare, eine durchgängige Linie. Die in
Mischtechnik erstellten, teils kleinformatigen, dann wieder großformatigen
Arbeiten haben eines gemeinsam: das Motiv. Es zeigt den menschlichen
Körper im Raum. Gert Schröder nennt es „eingefangene Bewegungen".
In einer speziellen Mischtechnik, mit Kohle, Kreide, Acryl und
Öl, eingearbeiteten Stoffresten oder auch schon mal Zeitungsausschnitten,
hält Kristin Baitis Bewegungen der Körper in einer Momentaufnahme
fest. Dass die Künstlerin die menschliche Anatomie dabei sehr
genau studiert hat, zeigt sich auch in den ausgestellten Aktzeichnungen.
Sie selber spricht über ihre Bilder
von einer „Standveriängerung", einem Begriff aus der Filmherstellung.
„Wenn der Film anhält, gibt es ein Standbild mit scharfen Konturen
und verschwommenen Ebenen", erklärt sie. „Das ist auch bei
meinen Arbeiten so." Ihre Einzelbilder, Diptychen, Triptychen
und Quadrupel entstehen auf Leinwand, Holz oder Papier. Es findet
sich überall der spannungserzeugende Dialog zwischen Raum und
Linie, Farbe und Form, Rationalität und Emotionalität.
Bewusst lässt Kristin Baitis ihre
Bilder ohne Titel. „Ich würde dem Betrachter damit zu sehr vorgreifen",
ist sie überzeugt. Vielmehr möchte sie die individuelle Wirkung
nicht beeinflussen. Das unterstreicht auch Gerd Schröder: „Jeder
Betrachter, jeder zukünftige Besitzer eines Bildes, wird bei seiner
Interpretation einen Titel kreieren. "
Die Ausstellung ist in der Galerie
der Klostermühle noch bis zum 7. Juli zu den gewohnten Öffnungszeiten
zu sehen.